ZACK 315 (September 2025)

ZACK 315

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 100 Seiten | Farbe | 9,70 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 315

Und weiter geht’s mit den Heldinnen auf den Titelbildern – es gibt genügend Serien mit weiblichen Protagonistinnen und es ist gut, das auch mal offensiv zu zeigen. Das September-Motiv des ZACK stammt aus der neuen Serie Wynona von Hans van Oudenaarden (VanO), der bereits mit Rhonda im Magazin vertreten war.

Der Neustart

Erde – Nordamerika – USA, in nicht allzu ferner Zukunft: Ein Mann rennt durch ein Labyrinth aus Gassen, stolpert und sieht sich einem gewaltigen Bären hilflos ausgeliefert. In diesem Moment betritt eine junge Frau das Büro eines abgehalfterten Anwalts, der gerade noch rechtzeitig aus seinem Traum aufschreckt… Es geht darum, einen Native American vor der ihn erwartenden Todesstrafe zu bewahren, in einem sehr polarisierten politischen Klima das fatal an reale Situationen erinnert. VanO eröffnet Das Erwachen des Bären, den ersten Teil der neuen Serie Wynona, grandios: Spannend, aktuell und mit Zeichnungen, die damit spielen, ein wenig skizzenhaft zu wirken.

ZACK 315 page 5

Die Fortsetzungen

Danach geht es noch ein kleines Stück weiter in die Zukunft: ein Virus führt zu einer Rückbildung von Evolutionsschritten da es ähnlich wie CRISPR funktioniert. Die Menschheit reagiert mit Furcht, Ausgrenzung und Gewalt auf die Folgen der Krankheit, doch die Heldin, die Paläontologin Anna Meunier, will sich nicht damit abfinden, dass es weder Hilfe noch Akzeptanz gibt, besonders, da ihr Freund selbst zum Erectus mutiert ist. Sie versucht, den in einem Zoogehege Untergebrachten zu helfen und verlässt den Weg der Legalität. Erik Juszezak hat klassische SF-Motive und die Erfahrungen der COVID-Pandemie verknüpft und eine gut lesbare, realistisch gezeichnete Geschichte daraus gemacht. Für mich ein Kandidat für vordere Plätze in der Jahreswertung!

ZACK 315 page 23

Bereits das dritte Mal dabei ist der Relaunch von Julie WoodTödliches Rodeo. Es geht um eine junge Amerikanerin, die den Traum hat, professionelle Fahrerin zu werden. Allerdings gefallen ihrem Bruder nicht alle Mittel, die sie dafür anwenden will. Ein zweiter Strang dreht sich um kriminelle Machenschaften, die bereits ganz zu Anfang ein Todesopfer gefordert hatten. Mittlerweile haben die Gangster die Verbindung zu dem Onkel der Woods gefunden. Eine solide Story von Philippe Pelaez mit für Fans des Originals enttäuschenden Bildern von Claudio Stassi. Zwar werden die Panels von Seite zu Seite besser und aussagekräftiger, kranken aber immer noch ein wenig an mangelnder Dynamik.

ZACK 315 page 49

Der Deadline-Day hat gerade wieder bewiesen, wie verrückt der Markt für den Austausch von Fußballprofis zwischen Vereinen mittlerweile geworden ist. Alte Versprechen geht zwar zeitlich in die Vergangenheit, in die vermeintlich Goldenen Zeiten von 1995, zeigt aber, dass auch damals schon nicht alles „gut“ war. Benito Castanera ist ein Spielervermittler. Sein einziges Juwel ist zum Sportinvaliden geworden, bevor er zum Star werden konnte. Seitdem versucht er verzweifelt, ein neues, williges Opfer zu finden. Seiner aktuellen Hoffnung scheinen allerdings ein paar Qualitäten zu fehlen. Bitterböse Satire von Álvaro Velasco & Iñaki San Román, kongenial in einem leicht verfremdeten Realismus von Pedro Rodríguez umgesetzt.

ZACK 315 page 64

Was hat Jolanne nicht schon alles mitgemacht: Betrogen, geschlagen, zum Tode verurteilt, geflüchtet, gefangen genommen, deportiert nach Indien, dort zur Bordellleiterin aufgestiegen und von ihrem Peiniger wiedergefunden, erneut geflohen, das Gedächtnis verloren, aufgenommen von der Frau des Gouverneurs von Pondicherry und erneut wiedergefunden … Die aktuelle Folge von Rani erlaubt eine kleine Verschnaufpause, droht der Heldin aber ständig mit der Vernichtung, ist sie doch schließlich von einem Gericht Verurteilt! Eine spannende Story mit großer indischer Kulisse von Jean Van Hamme & Alcante mit Zeichnungen von Francis Vallès. Bisher definitiv ein Liebling der Leser*innen.

ZACK 315 page 83

Der Abschied

Herr Romanov ist die letzte Kurzgeschichte mit Harry & Platte aus der Feder von Dennis Lapière mit Zeichnungen von Sikorski. Wo die Liebe hinfällt geschehen seltsame Dinge und die bekannten Maßstäbe von richtig und falsch beginnen zu verschwimmen. Aber darf Liebe alles?

ZACK 315 page 42

Und sonst?

In den Anfängen des neuen ZACK tauchten zwei Helden auf, die komplett gegen den Strich gebürstet waren: Spoon & White. Auch sie erleben gerade einen Relaunch. Erste Einblicke gibt es in diesem Heft – Bei Gefallen sicherlich mehr davon in diesem Theater …

Dazu Der Ritter, Tizombi und Parker & Badger mit ihren Erlebnissen, die den Leser*innen den Wechsel zwischen den Serien versüßen, und einige redaktionelle Beiträge: Michael Klein über das ZACK vor 50 Jahren, ein Interview mit Isabell Kreitz über ihre neue Graphic Novel und die Verstrickungen während der NS-Zeit sowie eine Einführung in Gunung Darah vom Verfasser dieser Zeilen.

Dazu The Sweet, etwa mit Ballroom Blitz und ein Guinness.

© der Abbildungen bei den jeweiligen Künstlern und Verlagen / Blattgold GmbH, Bad Dürkheim 2025

Diverse – Creepshow 1

Tales of Suspense and Horror!!

Story: Burnham, Dini, Lapham, …
Zeichnungen: 
Burnham, McCrea, Lapham, …

Originaltitel: Creepshow Vol. 1 (# 1 – 5)

Splitter Verlag

Hardcover Überformat |128 Seiten | Farbe | 29,80 € | 
ISBN: 978-3-68950-078-8

Cover Creepshow 1

Für mich persönlich wird der Maßstab für ein Horror-Comic-Magazin immer noch von den Heften aus dem EC-Verlag gesetzt. Qualität der Zeichnungen, Twist der Plots und gesellschaftliche Relevanz der Stories im Verhältnis zum Unterhaltungswert waren damals neu, bleiben aber bis heute unübertroffen. Seitdem haben sich Maßstäbe verschoben, mehr kann gezeigt werden, ohne dass ein Skandal entsteht, aber ist das auch immer wünschenswert?

Das richtige für den beginnenden Herbst

Die Nächte werden wieder länger und kälter, die Blätter beginnen bereits zu fallen und erste Morgennebel steigen auf. Genau die richtige Jahreszeit also, um den Schrecken in die Wohnungen zu bringen. Was EC begonnen hatte, wurde von Warren fortgesetzt und schließlich von Stephen King und George A. Romero unter dem Namen Creepshow fortgeführt. Nun ist Creepshow zurück und präsentiert pro Ausgabe zwei Geschichten von Stars der amerikanischen Comic-Landschaft ganz unterschiedlicher Stilrichtungen. Dieser Band enthält die ersten fünf Hefte!

Creepshow 1 page 7

Gleich der Opener nimmt eine Tradition aufs Korn, die gruseliger kaum sein könnte: Halloween! Wer hat sich nicht schon über einige Kids geärgert, die gleich mit vollen Händen in die Schale greifen? Einer pro Nase zeigt die Folgen …. Ein weiteres Event, dass auf den Grusel setzt, sind Wrestling-Kämpfe. Viele Kämpfer*innen setzen auf möglichst furchteinflößende Kostüme und Masken; was aber, wenn diese eine Geschichte haben: La Mascara de la Muerte!

Weitere Themenbereiche sind die alles beherrschende Natur, Kindergeburtstage oder eine Referenz an das Bildnis des Dorian Gray. Anlesetipps sind meiner Meinung nach noch zwei weitere Highlights: Haar greift das Thema auf, ob Menschen beschließen dürfen, Leben zu beenden und Die Brücke zeigt die unglaubliche Ignoranz einiger heutiger Kids gegenüber Regeln des Anstands.

Erfrischend vielseitig

Da keine*r der ausgewählten Künstler*innen mehrfach dran darf, haben wir es mit zehn unterschiedlichen Herangehensweisen zu tun. Gleich vorweg sei angemerkt, dass das deutlich größere Format der Splitter-Ausgabe keine negativen Folgen hat, die Seiten von Chris Burnham, Jorge Corona und Dani profitieren sogar davon! Auch das gewählte etwas matte Papier passt zu dem Inhalt. Die Coverzeichnung von Burnham und Lucas ist nahezu perfekt und führt das Konzept des Erzählers sehr prägnant ein.

Creepshow 1 page 8

Das vielleicht einzige Manko dieser Ausgabe ist, dass wir nur in den Genuss eines Covers kommen. Wenigstens sind die Originale (in sehr kleiner Form) im Anhang wiedergegeben. Die Stilrichtungen der Zeichnungen geben einen Überblick über den aktuellen amerikanischen Mainstream von realistisch über leicht vereinfacht bis hin zu einem sehr nervösen Strich. Auch europäisch geschulte Augen sollten sich hier schnell eingewöhnen können.

Ein vielversprechender Auftakt

Da die Serie im Original unter dem image-Dach erscheint, bleibt zu hoffen, dass sie ein wenig Bestand haben wird und wir ebenfalls mehr davon zu sehen bekommen werden. Um zum Einleitungsstatement zurückzukommen: Wenn EC eine 10 wäre, so ist Creepshow eine gute 8,5 bis 9. Sie vereint Talente und Spitzenkräfte, die Stories haben Biss und überraschen teilweise durchaus und die Zeichnungen sind ebenfalls überdurchschnittlich.

Detail Creepshow 1 page 13

Das Konzept des Erzählers ist ebenfalls gut umgesetzt. Was vielleicht ein wenig fehlt, ist die Übernahme des generellen Tons in ein Heftkonzept mit Seiten für die Leser*innen und redaktionellen Einleitungen. Das gewählte Format ist aber ein akzeptabler Kompromiss und der Sammelband wird sich auf dem deutschen Markt mit Sicherheit besser durchsetzen als Heftchen. Die Antwort auf die Eingangsfrage lautet also „Ja!“: Fans des Schauerlichen, des Erschreckenden, hier ist etwas, dass euren Durst nach gefrierenden Adern befriedigen wird!

Dazu passen der ebenfalls ein furioses Comeback feiernde Alice Cooper und eine Bloody Mary!

TM und © 2025 Evoke Entertainment Company, LLC | Splitter Verlag GmbH & Co. KG, Bielefeld 2025

Manini/Willem – Das Mädchen von der Weltausstellung

Gesamtausgabe

Autor: Jack Manini

Zeichnungen: Étienne Willem

Originaltitel: La fille de l´exposition universelle

Blattgold Verlag

Hardcover | 156 Seiten | 39,00 €
ISBN: 978-3-949987-73-1

Cover Mädchen von der Weltausstellung Gesamtausgabe

Obwohl das ZACK-Magazin sich ausdrücklich nicht als VORveröffentlichungsmagazin versteht, gibt es doch mittlerweile ein paar Inhalte, die danach auch als Album produziert werden. Dazu gehören natürlich die Klassiker wie Michel Vaillant oder Tanguy & Laverdure, aber auch Gesamtausgaben von Serien, die bei der Leser*innenwahl sehr gut abgeschnitten haben. Neben den Flintenweibern ist hier der Zeichner Étienne Willem das zweite Mal vertreten.

Eine Stadt in Aufruhr

Die erste Weltausstellung in Paris fand bereits 1855 statt. Nur wenige Jahre nach der ersten überhaupt in London wollte sich das Frankreich unter Napoleon III als moderne Nation präsentieren, als Zentrum der Welt und als Platz für Handel und Innovation. Inmitten dieser Ideen steht ein Wohnwagen einer Roma-Familie: Eine Mutter, die mit ihren Kindern in ihrem Arbeitsplatz wohnt, bietet sie doch Hellseherei an. Sie steht mit ihrem Wagen dort, wo aufgrund der Ausstellung mit Massenandrang gerechnet werden kann. Eigentliche Heldin ist aber ihre Tochter Julie Kleinnagel, das titelgebende Mädchen von der Weltausstellung.

Mädchen von der Weltausstellung Gesamtausgabe page 5

Als 12-jährige ist sie mit ihren hellseherischen Fähigkeiten bereits die wirkliche Ernährerin der Familie, die Mutter bietet nur den Rahmen. Sie „sieht“ ein Verbrechen und wird in eine verrückte Intrige verstrickt, die mit dem Tod des Kaisers enden soll. Nur wenige Jahre später, 1867, findet die zweite „EXPO“ in Paris statt. Wieder steht Julie mit ihren Fähigkeiten im Mittelpunkt. Während sich einerseits die männliche Kundschaft nach ihr verzehrt, will ein Teil der radikalen polnischen Opposition den Besuch des Zaren nutzen, um ihn zu ermorden.

1878 ist Julie mittlerweile eine stattliche Frau von 35 Jahren aber immer noch solo. Wieder beginnt die Geschichte mit einem von ihr geträumten Verbrechen, dass so auch in der Realität passiert. Ein brutaler Mörder entkommt. Gleichzeitig ist Paris nicht nur begeistert von dem begehbaren Kopf der Freiheitsstatue, die kurze Zeit später nach New York verbracht werden soll, sondern auch von der Phrenologie, einer angeblichen Wissenschaft, die eine Korrelation aus Kopfform und Kriminalität herstellen möchte.  Wieder schafft Jack Manini eine Verbindung aus den geschichtlichen Attraktionen und einer spannenden Kriminalgeschichte mit wohligen Grusel-Elementen!

Mädchen von der Weltausstellung Gesamtausgabe page 6

Witz und Action

Nicht allzu viele Zeichner schaffen es, eine witzige, teils übertriebene Umsetzung eines doch recht harten Krimistoffes glaubwürdig umzusetzen. Die Emotion der Beteiligten, vor allem derjenigen, die sich vollkommen im Recht glauben, ist sichtbar und wirkt zweifelsfrei. Aber auch die Slapstick-Elemente sitzen und die Romantik, bzw. die oftmals eben doch fehlende Romantik wirkt ebenfalls genau richtig dosiert. Seit Bastos und Zakuski habe ich keinen historischen Krimi dieser Art mehr so gut ausgeführt gesehen!

Étienne Willems Zeichnungen sind sehr dynamisch, viele Speedlines treiben die Handlung voran. Gleichzeitig ist das Layout extrem variabel. Obwohl es sich an einem traditionellen vierstreifigen Schema orientiert, wird es oftmals durch abgerundete Formen gesprengt. Diese wiederum nehmen ihrerseits architektonische Referenzen an die für die Weltausstellung errichteten Bauten auf. Ein sehr stimmiges Gesamtkonzept!

Mädchen von der Weltausstellung Gesamtausgabe page 7

Ein Top-Tipp!

Inhaltlich gibt es an dieser Gesamtausgabe nichts auszusetzen. In Ergänzung der vorabgedruckten Comics gibt es zu den drei Weltausstellungen jeweils einen Anhang in dem Julie durch die Exposition führt und auf Besonderheiten und geschichtliche Hintergründe aufmerksam macht. Wegen dieses „Mehr“ gegenüber dem ZACK-Abdruck ist sie dementsprechend auch für alle Leser*innen des Vorabdrucks zu empfehlen.

Mädchen von der Weltausstellung Gesamtausgabe page 8

Die Qualität der Stories und der Zeichnungen ist am oberen Ende des Spektrums angesiedelt und sollte auch Gelegenheitskäufer*innen mit einem Faible für historische Krimis und für starke Frauen ansprechen. Es ist nur anzumerken, dass das Konzept ursprünglich auf alle fünf Pariser Weltausstellungen angelegt war. Der Freitod des Zeichners hat diese Pläne vorzeitig beendet. Wer will kann wieder auf die limitierte Vorzugsausgabe setzen, die ein Variantcover hat und mit einem von Manini signiertem Druck ausgeliefert wird.

Dazu passen Molodoï etwa mit „Dragon libre“, und ein Pastis auf Eis oder mit Wasser.

© der Abbildung 2018 BAMBOO ÉDITION par Manini et Willem / 2025 Blattgold Verlag, Bad Dürkheim

Dufaux/ Miralles – Djinn Sammelband 3

Dritter Zyklus: Indien

Story: Jean Dufaux

Zeichnungen: Ana Miralles

Originaltitel: Djinn L´Integrale – Cycle India

Schreiber & Leser – Alles Gute!

Hardcover | 232 Seiten | Farbe | 39,80 € | 
ISBN: 978-3-96582-200-9

Cover Djinn Sammelband 3

Der finale Zyklus spielt zeitlich sowohl nach dem zweiten als auch zwischen ersten und zweitem Sammelband, Dufaux beherrscht das Spiel mit den Zeitebenen perfekt. Die Djinn ist sowohl aktive Treiberin des Geschehens als auch selbst Opfer, kann sie doch keine Liebe empfinden. Parallel dazu ist der Band aber auch eine Darstellung von Ereignissen, die schließlich zur Unabhängigkeit Indiens von den englischen Besatzern führten.

Politik, Macht und ihre Abhängigkeiten

Die Erzählung beginnt im Jahre 1919 in Eschnapur, einer fiktiven Stadt in Indien. In ihr herrscht eine Rani, mit der Heirat ihres Sohnes soll jedoch die Regierungsgewalt an ihn als neuen Maharadscha übergehen. In Indien gibt es zu jener Zeit überall Unabhängigkeitsbestrebungen, die teilweise auf gewaltlosen Widerstand setzen (Gandhi), teilweise vor Anschlägen und Auseinandersetzungen nicht zurückschrecken. Die Rani möchte, dass ihr Sohn sich nicht wie von ihm geplant als Verbündeter der Engländer verstehen wird. Sie beauftragt daher die Djinn Jade, seine zukünftige Frau, die Tochter eines abgetauchten Rebellenführers, in der Kunst der Verführung zu unterweisen, um sicherzustellen, dass ihr Mann ihr nicht widerstehen könne.

Die zukünftige Frau wird in den Palast der Lüste verbracht und dort von Jade unterrichtet. Gleichzeitig gilt es aber auch, sich der Attacken der vormaligen Favoritin des künftigen Herrschers zu erwahren. Diese ist keineswegs damit einverstanden, ihre führende Position zu verlieren. Und auch Lord und Lady Nelson, die Jade begleitet haben, werden von der Djinn gedemütigt und gleichzeitig bei Laune gehalten. Nicht zuletzt nehmen sie aber auch eine Rolle in den Kämpfen zwischen Indern und Engländern ein.

Djinn Sammelband 3 page 17

Gleichzeitig hat Jean Dufaux noch eine Nebenhandlung integriert: Die Tochter der Rani ist aufgrund einer Verfehlung ihrer Mutter verflucht, im Körper einer 12-jährigen fest zu stecken. Während ihr Bruder im Laufe der Geschichte erfahren wird, ob und wie er seiner Schwester helfen könnte, wird doch deutlich, dass nur Jade entscheidend dazu beitragen kann. Dazu muss sie nach Afrika aufbrechen (Afrika-Zyklus). Der abschließende Band wiederum ist nur noch Kim Nelson gewidmet. Sie, die auf der Suche nach ihrer mutmaßlichen Vorfahrin Jade war, begegnet nun in Eschnapur ihrer eigenen Vergangenheit aus dem Orient-Zyklus.

Opulente Bilder mit versteckten Inhalten

Ana Miralles erklärt im Anhang ihre Schwierigkeiten mit der Geschichte. Frauen werden im Prinzip nicht so dargestellt, wie es richtig wäre. Andererseits versteht sie aber auch den Plan, den Dufaux verfolgen wollte. Und so hat sie im Hintergrund symbolhafte Darstellungen von Frauen untergebracht, die das im Vordergrund gezeigte konterkarieren und es so in eine andere Richtung bewegen können, wenn die Leser*innen denn bereit sind, dieses aufzunehmen.

Djinn Sammelband 3 page 18

Ihre Bilder zeichnen wieder eine Traumwelt, zusammengesetzt aus Erwartungen und Vorurteilen über eine fremde Kultur und ihre Sitten. Vieles davon hat natürlich historische, echte Wurzeln, die Fiktion hat aber sicherlich zum Erfolg dieser nun in drei Sammelbänden komplett vorliegenden Serie beigetragen. Die Erotik ist angedeutet, neben brutalen Szenen gibt es immer wieder solche, in denen die Lust im Vordergrund steht. Fast immer geht es aber darum, dass körperliche Liebe auch ein Ausdruck von Verflechtungen, Verpflichtungen und Versprechen ist.

Alles andere als platt!

Bei erotischen Comics ist die Grenze zwischen platt und anspruchsvoll, voyeuristisch und anregend, banal und interessant oft nur schmal. In Djinn zeigt Ana Miralles viel nackte Haut, beschreibt Jean Dufaux durchaus Szenen, in denen Frauen als Objekte behandelt werden. Trotz allem geht es hier aber auch um die Macht, die Frauen ausüben können (in politischer, ökonomischer und gesellschaftlicher Stellung) wenn sie die Schwächen der männlichen Eitelkeit ausnutzen. Die Handlung ist komplex und überspannt mehrere Kulturkreise und Zeitebenen und dient keinesfalls nur als Rahmen für expliziten Szenen.

Mit zu dem Verständnis der Geschichte tragen auch die jeweiligen Einführungen von Dufaux und der zusammenfassende Anhang von Miralles bei. Beide beschreiben Intention und Schwierigkeiten während der Umsetzung und erläutern Kompromisse. Daher ist sowohl die Geschichte als auch vor allem die Aufmachung der Sammelbände zu empfehlen, richtet sich aber an Erwachsene. Wer nur eine Vorlage sucht, wird hier nicht glücklich werden!

Ex Libris Djinn Sammelband 3 VZA

Wer möchte, kann die limitierte Vorzugsausgabe mit signiertem Druck erwerben.

Dazu passen Tim Timebomb and Friends mit “30 Pieces of Silver” und ein Old Fashioned.

© der Abbildungen Dargaud Benelux (Dargaud-Lombard S.A.) 2018, by Dufaux, Miralles / 2025 Verlag Schreiber & Leser

Lapière/Dutreuil – Michel Vaillant Legenden 3

Eine furchtbare Saison

Story:  Denis Lapière
Zeichnungen: 
Vincent Dutreuil
Originaltitel: 
Michel Vaillant Légendes tome 3 – Effroyable saison

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Softcover | 80 Seiten | Farbe | 24,00 €

ISBN: 978-3-949987-13-7

Cover Michel Vaillant Legenden 3

Neben der aktuellen, zweiten Staffel mit Geschichten über die Rennsportlegende und die dazu gehörige Familie hat man sich entschieden, auch „im alten Stil“ weiterzuarbeiten. Die Legenden-Reihe ist eine Art Hommage an Werke von Jean Graton, sie nimmt Geschichten oder Fragmente davon erneut auf und präsentiert Rennen aus den 60-er und 70-er Jahren im Stil des Altmeisters.

Die Saison 1970 – Ein Wendepunkt

Nachträglich betrachtet gibt es immer wieder Jahre, die für eine bleibende Veränderung in der Formel 1 und im Motorrennsport überhaupt gesorgt haben. Während es manchmal technische Veränderungen waren, die alles auf den Kopf gestellt haben, sind es oftmals auch Unfälle gewesen, insbesondere, wenn sie tödlich verlaufen sind. 1970 war so ein Jahr: Bruce McLaren, Piers Courage und Jochen Rindt kamen auf den Rennstrecken ums Leben …

Michel Vaillant Legenden 3 page 3

Während die Fahrer sich damals uneins waren, wie damit in der laufenden Saison umgegangen werden sollte, war klar, dass für die kommende ein neues Sicherheitskonzept implementiert werden musste. 1970 war noch nicht einmal sichergestellt, dass brennende Fahrzeuge schnell genug gelöscht werden könnten.  Eine furchtbare Saison beschreibt nicht nur die Ereignisse auf der Strecke (natürlich in einer etwas fiktiven Weise da in der Realität Michel Vaillant nicht mit von der Partie war), sondern auch die Diskussion unter den Fahrern und ihre jeweiligen Auffassungen von Gefahr, Adrenalin und Angst.

Dabei kommen der Geschichte auch die unterschiedlichen Typen Vaillant und Warson zu Hilfe, können doch anhand der beiden fiktiven Charaktere die Extreme visualisiert werden. Abgerundet wird der Band durch eine Kurzgeschichte von Jean Graton, Die Tore zur Hölle, die den Feuerunfall von Jacky Ickx aus eben diesem Jahr zum Thema hat. Dieser Unfall ist auch Thema des ebenfalls abgedruckten Interviews mit Jacky Ickx das Denis Lapière zur Vorbereitung auf diesen Band geführt hat.

Michel Vaillant Legenden 3 page 5

Mehr Dramatik als üblich

Während in sonstigen Bänden der Serie ein Fahrzeug nach einer Kollision schon mal durch die Luft fliegt oder spektakulär crasht, sind Todesopfer doch eher selten. Zwar gehören sie zur Geschichte der Formel 1, der Anstand gebietet es aber üblicherweise, sie nicht zum Gegenstand eines Comics zu machen. Hier liegt die Sache anders, denn es geht gerade darum, die Ignoranz der Veranstalter zu zeigen, die Sicherheitsvorkehrungen und präventive Maßnahmen oft aus Kostengründen ignoriert haben.

Und so ist diese Saison, für die ein Weltmeister nur posthum ausgezeichnet werden konnte, auch ein Anlass um über Selbstorganisation, Verantwortungsübernahme auf der einen, Risikobereitschaft auf der anderen zu schreiben. Dieser Spagat ist gelungen! Sowohl die „neue“, als auch die „alte“ Story sind getragen von der Berichterstattung und weit entfernt von Sensationsgier und Verachtung.

Detail Michel Vaillant Legenden 3 page 6

Ein trauriges Kapitel mit positiven Auswirkungen

Die Saison war schrecklich, aber sowohl Fahrer als auch Veranstalter haben daraus gelernt. Das Spektakel, die Show müssen weitergehen, aber nicht mehr wir vorher. Diese Entwicklung wird deutlich und sie führt auch den heutigen Leser*innen noch einmal vor Augen, wie die Anfänge ausgesehen haben. Man kann dem Ganzen aber auch entnehmen, welcher psychologische Druck auf den Fahrern und ihren Beziehungen liegt. Können sich erstere noch aussuchen, ob sie dabei sein wollen oder nicht, sind Familie und Freund*innen dieser Chance beraubt.

Gerade das im Anhang abgedruckte Interview mit einem der Unfallopfer schafft die Verbindung zwischen Fiktion und Realität. Insofern vielen Dank für die Wahl dieser Ausgabe für die deutsche Fassung! Im Übrigen gibt es auch dieses Mal wieder eine limitierte Vorzugsausgabe mit Variantcover und signiertem Druck.

ExLibris VZA Michel Vaillant Legenden 3

Dazu passen ein Hit aus den 70-er Charts: Desmond Dekker mit „You can get it if you really want“ und ein Asti Spumante.

© der Abbildungen 2024 Graton Editeur, by Lapière, Dutruil | 2025 Blattgold GmbH, Bad Dürkheim

ICOM COMIC! Jahrbuch 2025

Herausgeber: Burkhard Ihme
Interessenverband Comic E.V.
Softcover | 184 Seiten | Farbe | 12,00 €
ISBN: 978-3-88834-955-3

Hip Hip Hurrah! Comix-online gratuliert zum 25-jährigen Bestehen der Institution ICOM COMIC! Jahrbuch

Während andere Jahrbücher oft schon nach wenigen Jahren wieder entschwinden, schafft es dieser Leuchtturm der deutschen Independent-Szene immer wieder, zumindest ein Lebenszeichen von sich zu geben. Meistens aber ist es ein echtes Schwergewicht, das für einen schmalen Preis angeboten wird!

Cover ICOM COMIC! Jahrbuch 2025

Die Preisträger*innen

Jährlich wiederkehrendes Thema sind die Vorstellungen der diesjährigen Preisträger*innen sowie aller nominierten Kandidat*innen für den ICOM Independent Comic-Preis in vier Kategorien. Alle Werke werden mit Illustrationen und Coverabbildungen ausführlich vorgestellt.

Als bester Independent Comic in Selbstveröffentlichung konnte Max Julian Otte überzeugen: Sein Es geht auch ohne Ehrgeiz stellt natürlich die Frage, ob die steile These denn haltbar ist. Als bester Independent Comic als Verlagsveröffentlichung wurde Zeter + Mordio von Jens Cornils aus dem avant-Verlag gekürt, ein historischer Krimi aus dem Hamburg des Jahres 1684.

Der Sonderpreis für eine Besondere Leistung oder Publikation geht an Marcus Behrendt (der unter EMBE publiziert). Seine Arbeiten finden sich im Wesentlichen bei toonsUp. Schließlich geht der XPPen-Preis für herausragende Digitale Comics an Sarah-Lynn Weitnauer und Lea Hümbs für Hirncomics sowie an Frederico Frizzantini und Jan Suski Für Max & Luzie in der Antike (erschienen bei Kult-Comics).

Auch alle nicht ausgezeichneten Nominierungen werden vorgestellt. Zusammen ergibt sich daher ein guter Überblick über den aktuellen Zustand. Zudem dürfen die Interviews mit den Preisträger*innen des letzten Jahres nicht fehlen: Ralf Marczinczik (für Digger), Wiebke Bolduan (für Viktoria Aal), Heike Ditrich und Burkhard Laudenbach (für Salon Journal), Luise Mirdita (für Schattenspiel) und Steff Murschetz (für Der unsichtbare Freund) stehen Rede und Antwort.

Ein Blick auf die Szene

In diesem Jahr gibt es kein „großes“ Thema, man leistet sich vielmehr tiefergehende Blicke auf die Geschichte des Jahrbuchs und der eigenen Organisation, und wirft gleich mehrere auf das Thema Cartoon und die Probleme (sagte da jemand etwas von Zeitungssterben und digitalen Angeboten?). Dazu kommen ein Interview mit Peter Puck, den Schöpfer des unvergleichlichen Rudi, und mit Kai Stellmann dessen Bücher über die Quellen von Wäscher-Serien nicht jedermann gefallen.

Backcover ICOM COMIC! Jahrbuch 2025

Auch Überblicke über andere Szenen werden wie immer geboten: Der US-Markt ist in einem disruptiven Umbruch und die niederländische Szene wird hier allzu oft unberechtigterweise ignoriert. Ebenfalls erwartbar ist der Bericht über das Trickfilmfestival in Stuttgart, der mit vielen Details Lust auf mehr macht.

Mehr deutscher Independent geht nicht!

Burkhard Ihme sei gefeiert! Ohne ihn gäbe es das ICOM COMIC! Jahrbuch nicht und wir hätten weniger Information verfügbar. Zudem kreiert das Jahrbuch auch Aufmerksamkeit für die deutsche Independent-Comic-Szene. Der Preis hätte weniger Sichtbarkeit, wäre es nur eine Veranstaltung. So aber werden nicht nur die Gewinner*innen präsentiert, sondern alle Nominierten in dem Jahr des Preises. Zusätzlich bekommen die Sieger*innen ein zweites Mal ein Spotlight aufgrund der Interviews im Folgejahr. Möge es also noch mindestens weitere 25 Jahre durchstehen!

Dazu passen ein lange anhaltender Ingwer-Zitronen-Aufguss und The Interrupters (nicht mehr Independent, aber noch mit dem alten Elan)!

© der Abbildungen Verleger, Zeichner und Fotografen c/o Interessenverband Comic e.V. ICOM 2025

Vernes/Vance – Bob Morane 6

Die Augen im Nebel

Autor: Henri Vernes

Zeichnungen: William Vance

Originaltitel: Bob Morane – Tome 13 – Les yeux du brouillard

All Verlag

Hardcover | 48 Seiten | Farbe | 17,80 € |

ISBN: 978-3-96804-325-8

Cover Bob Morane 6

Bob Morane, Held sowohl im Koralle-, als auch im aktuellen ZACK ist eine Figur von Henri Vernes, ein belgischer Autor mit hohem Output. Es gibt mehr als 200 Romane, Fernseh- und Trickfilmadaptionen und eben auch Comics. Während die ersten Geschichten von Dino Attanasio und Gérald Forton aktuell bei Blattgold in der Bob Morane Classics-Reihe erscheinen, konzentriert sich diese Reihe auf die von William Vance gezeichneten Bände.

Blitze schleudernde Gestalten

Eine junge Frau irrt durch die Gassen von London. Sie ist auf der Suche nach einer bestimmten Adresse und wird von unheimlichen Gestalten verfolgt: vermummte Männer mit leuchtenden Augen aus denen vernichtende Strahlen schießen können. Der dichte Nebel bedrängt die völlig verängstigte Frau zusätzlich. Schließlich findet sie den gesuchten Ort, es ist das Anwesen, in dem sich gerade Bob Morane und Bill Ballantime aufhalten.

Bob Morane 6 page 4

Fast selbstverständlich wollen die Beiden der Verfolgten helfen, werden allerdings an der Ergreifung der Täter gehindert. Natürlich ist das nicht das Ende, in feinster Manier werden mosaikartige Teile klarer, ergeben ein Bild und erlauben den Beiden, die Spur wiederaufzunehmen. Dabei stellt sich heraus, dass eine alte Feindin ihre Finger im Spiel hat.

Vernes baut in Die Augen im Nebel – wie immer – geschickt einen Spannungsbogen auf, der oftmals Enttäuschungen beinhaltet nur um gleich darauf eine neue Chance zu eröffnen. Im Mittelpunkt stehen zwar zwei toughe Helden, immerhin gibt es aber eine starke Gegenspielerin und auch die zum Opfer gemachte Frau ist nicht so wehrlos wie es anfangs scheint. Spannend, trotz der (damaligen) technischen Visionen glaubhaft und tauglich von 8 bis 88.

ZACK-Nostalgie pur

Tatsächlich lief dieses Abenteuer bereits im Mosaik-ZACK und ist daher Leser*innen des Magazins bekannt. Viel stärker finde ich aber die dadurch ausgelösten Erinnerungen an das Koralle-ZACK, ähneln die Zeichnungen von William Vance doch denen, die er für Bruno Brazil angefertigt hat, sehr deutlich. Der Strich, die Körperhaltungen, die einzelnen Gesichtszüge und Frisuren sind natürlich anders zusammengesetzt, rufen aber doch Erinnerungen wach.

Bob Morane 6 page 5

Nicht, dass das als Kritik missverstanden werden sollte! Die ziemlich harte Linienführung drückt Action und Todesgefahr deutlich aus, die Unfallszene ist extrem dynamisch und das Meer ist keineswegs einfach nur Wasser, sondern eine sich unterschiedlich bewegende Ansammlung von kleinsten Elementen. Zudem sehen die Mantelmänner mit den Augen nicht nur auf dem Cover toll aus!

Spannung pur

Mit der Figur des Commander und seines Begleiters hat Vernes eine unsterbliche Figur geschaffen. Die verschiedenen Zeichner haben alle ihre Fanbase und werden jeweils als „der Beste“ angesehen. Ohne sich an dieses Diskussion beteiligen zu wollen, ist es doch als positiv zu werten, dass nun erstmals zu mindestens die ersten drei Zeichner eine vollständige Veröffentlichung in hochwertigem Hardcover bekommen.

Detail Bob Morane 6 page 6

Wer Bruno Brazil mag, Bob Morane aber nicht kennt, sollte einen Blick riskieren. Ansonsten ist die Reihe nicht nur für Nostalgiker*innen, sind doch die Geschichten immer spannend und ihre (jeweilige) Umsetzung immer qualitativ gut! Wer will, kann zur limitierten Vorzugsausgabe greifen und bekommt einen zusätzlichen Druck.

© der Abbildungen Éditions du Lombard (Dargaud-Lombard S.A.) 1971 by Vernes, Vance / 2025 All Verlag

Sprechblase 250 (Juli 2025)

Arturo del Castillo und andere Themen

Redaktion: Gerhard Förster
Bildschriftenverlag Hannover (bsv)
Din A4 | 100 Seiten | Farbe | 11,90 €
ISSN: N/A

Cover Die Sprechblase 250

Etwas verspätet, aber endlich da: die Besprechung der letzten Sprechblase aus den Händen von Gerhard Förster … Das Undenkbare konnte aber noch einmal abgewendet werden, das Magazin wird weitergeführt werden von Christian Blees, Martin Jurgeit, Andreas Zickert und Eckard Friedrich. Das Titelbild der Nummer 251 ist schon mal vorveröffentlicht worden. Comix-online sagt an dieser Stelle Danke an Gerhard für all die liebevolle Arbeit, die tiefgreifende Recherche, die aufmunternden Worte und überhaupt!!

Das Schwerpunktthema – Arturo del Castillo

Der von Arturo des Castillo gezeichnete Western John Kendall ist auch in Deutschland unter verschiedenen Namen veröffentlicht worden, teilweise wurden auch andere Serien von del Castillo damit vermischt. Wer aber war der Mann dahinter? Wie kam er zum Comic? Welche Einflüsse hatte er, welche Entwicklung kann man an seinen Werken sehen? Alles diese Fragen und noch mehr werden in einem Gemeinschaftsartikel, einer Comicographie, zweier Interviews und nicht zuletzt anhand vieler Illustrationen und einer kompletten Garret-Geschichte beantwortet. Ein perfekter Überblick, der tief genug einsteigt, um auch große Neugier zu befriedigen!

Enzo Chiomenti

Ein weiterer klassischer Zeichner, Enzo Chiomenti, bekommt eine Würdigung. Der Italiener war unter anderem an Blonder Panther, Tom Bill und Jezab beteiligt. Am bekanntesten dürften aber seine Arbeiten für Marco Polo gewesen sein: 26 Ausgaben bei Lehning und 95 bei Bastei sprechen eine deutliche Sprache. Neben unzähligen Abbildungen stehen vor allem zwei lange Interviews aus der Vergangenheit im Zentrum des Themas. Auch hier gilt, dass die Neugierde befriedigt wird. Was überbleibt, wären Bestandteile zukünftiger Forschung.

Und sonst?

Wie immer gibt es natürlich das Harry Magazin mit Rezensionen und weitere Artikel, die ein großes Spektrum abdecken: Bat-Man First Knight, Taschens Donald Duck (vom Verfasser dieser Zeilen), das Buch über Sigurd von Kai Stellmann mit kritischen Kommentaren, aber auch Analysen über PUCK und MISCHA. Leser(!)briefe beschließen die Ausgabe.

Natürlich ist die Sprechblase ein sogenannter Special Interest Titel. Aus dem Randthema der Comics nimmt sie sich noch einmal eine Teilmenge heraus. Das aber mit Bravour, Sachverstand und Herzblut. Wer sich mit diesem Thema wirklich beschäftigen möchte, kommt an der „Blase“ nicht vorbei. Dass es so bleiben möge, wünschen sich viele von dem neuen Team; die Zeichen stehen gut! Wir drücken die Daumen.

Ankündigung Sprechblase Sonderband

Wer mehr Sprechblase von Gerhard Förster möchte, kann einerseits den kommenden Sonderband Die ganze Wahrheit bestellen oder mit dem gerade erschienenen zweiten Index der ZEBRAs in die Tiefe gehen.

Dazu passen ein kühles Blond und etwas aus den Archiven von Bruce Springsteen.

© der Abbildungen bei den jeweiligen Zeichnern und Verlagen 2025, c/o Bildschriftenverlag Hannover (bsv)

Apikian/Rossi – Die Ballade vom Soldaten Odawaa

Der Horror im Horror des Krieges

Story: Cédric Apikian

Zeichnungen: Christian Rossi
Originaltitel: 
La ballade du soldat Odawaa

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Hardcover | 88 Seiten | Farbe | 26,00 €

ISBN: 978-3-949987-68-7

Cover Ballade vom Soldaten Odawaa

Wer hätte nicht gehofft, dass nach zwei Weltkriegen im letzten Jahrhundert die Gefahr eines neuen Weltenbrandes eher eine theoretische geworden wäre. Der Kalte Krieg und unzählige Stellvertreterkriege haben zwar bewiesen, dass die Menschheit sich weiterhin gerne in Blöcke einteilt und zwischen „denen“ und „uns“ unterscheidet. Die aktuellen Ereignisse und die immer häufiger anzutreffenden Warnungen vor einer weiteren Eskalation in wenigen Jahren lassen aber befürchten, dass das ein Trugschluss war.

Ein schmutziger Krieg

Die Geschichte spielt während des Ersten Weltkrieges in Frankreich. Bereits 1915 stehen sich die französischen Truppen, verstärkt unter anderem durch Kanadier, und die deutschen Einheiten in einem gnadenlosen Stellungskrieg gegenüber. Schützengräben, verlaust, kalt, nass und unsicher, werden verteidigt, teilweise verloren und wieder zurückgewonnen. Im Wesentlichen werden aber unzählige Menschenleben vernichtet.

Ballade vom Soldaten Odawaa page 3

Kriege werden allerdings nicht nur auf dem Felde gewonnen, es kommt auch darauf an, die emotionale Seite zu managen. Einerseits ist es wichtig, dass die Unterstützung von zu Hause erfolgt. Es sollten daher möglichst keine eigenen Grausamkeiten bekannt werden. Andererseits ist es wichtig, dass „der Feind“ Angst vor der eigenen Übermacht bekommt. Dazu sind archaische Stärkebeweise, Übertreibungen, Mythen, kurzum, alles, was Horror verbreitet, sehr willkommen.

Cédric Apikian erschafft eine sehr düstere Story, die mit diesen Elementen spielt und eine Art Super-Soldat, Odawaa, in den Mittelpunkt stellt. Dieser, durchaus auf gewissen historischen Persönlichkeiten aufbauend, ist ein Scharfschütze indianischer Herkunft, der nicht zu fassen ist. Sein Bodycount ist unfassbar hoch und scheinbar skalpiert er teilweise seine Opfer…

Ballade vom Soldaten Odawaa page 4

Der blanke Horror

Christian Rossi ist kein Unbekannter – seine Western sind zwar teilweise brutal, trotzdem aber extrem realistisch. Dabei geht er wie etwa in W.E.S.T. auch durchaus in des Phantastische. Die Ballade vom Soldaten Odawaa ist ebenfalls im Grunde ein Western, der viele der grundsätzlichen Narrative enthält. Daneben ist es aber auch ein Horror-Comic und – vor allem anderen – ein grandioses Anti-Kriegs-Epos. Neben der guten Story tragen die Bilder von Rossi dazu bei: selten habe ich in einem Band mit Überlänge so wenige Panels gesehen, die nicht komplett düster sind!

Dabei stehen das Leben im Schützengraben, die Aktion des Tötens und die feindliche Umwelt im Vordergrund. „Umwelt“ ist dabei übrigens etwas weiter definiert als üblich; ich zähle das wabernde Giftgas durchaus dazu. Und selbst das letzte Panel, dass sich auf die zweite Handlungslinie bezieht, lässt keinen Grund zur Hoffnung!

Ballade vom Soldaten Odawaa page 5

Nicht für Jede*n

Die Ballade vom Soldaten Odawaa ist starker Tobak und nichts für schwache Nerven. Der Band ist meilenweit davon entfernt, in Richtung Splatter zu gehen, aber er ist eben doch aus einer pessimistischen Haltung heraus geschrieben. Der Mensch wird es nicht lernen, seinen eigenen Egoismus unterzuordnen und in einer freien, gemeinsam definierten Welt ohne Schranken, Vorurteile und Hass leben zu wollen. Diesen Ansatz muss man nicht teilen, er liegt aber dieser Geschichte zu Grunde!

Basierend darauf sind sowohl Text als auch Zeichnungen extrem gut geraten und vermitteln genau den gewollten Eindruck. Auf Grund der grafischen Komplexität empfiehlt es sich sogar, den Band innerhalb kurzer Zeit mehrfach zu lesen. Wer möchte, kann zur Vorzugsausgabe greifen: Sie ist auf 99 Exemplare limitiert, hat ein Variantcover und kommt mit einem signierten Druck.

Cover Ballade vom Soldaten Odawaa Vorzugsausgabe

Dazu passen Stiff Little Fingers, etwa mit „Alternative Ulster“, und ein Trooper von Crew Republic.

© der Abbildungen Casterman, 2019 / 2025 Blattgold GmbH, Bad Dürkheim

Disney – Lustiges Taschenbuch 600

Ein Jubiläum!

Story: Diverse
Zeichnungen: 
Diverse
Originalausgabe

Egmont Ehapa Media

Taschenbuch | 256 Seiten | Farbe | 8,99 € | 
ISBN: n/a

Cover LTB 600
©2025 Egmont Ehapa Media/Disney

In den Siebzigern fuhr meine Tante in den Sommerferien immer mit meinem Bruder und mir an die Ostsee nach Sierksdorf. Eine der ersten Aktionen vor Ort war der Besuch des Strandladens, in dem wir uns jeweils ein Lustiges Taschenbuch und einen Goldmann-Edgar-Wallace aussuchen durften. Der Sommer konnte beginnen… Mittlerweile erscheinen vom LTB und seinen Ablegern über 150 Titel pro Jahr. Das Gefühl der Exklusivität hat daher etwas gelitten.

Ein Jubiläum bedarf eines Rückblicks

Das erste Lustige Taschenbuch erschien am 9. Oktober 1967, also vor bald 60 Jahren. Gab es anfangs nur einige (stetig mehr werdende) Bände pro Jahr, kommt seit 1996 alle vier Wochen ein neues Buch. Den ersten 79 LTB spendierte man noch eine exklusive Rahmengeschichte, meistens entweder im Duck- oder im Maus-Universum und bis zur Nummer 118 war nur jede zweite Doppelseite farbig.

Dem Erfolg hat das keinen Abbruch getan; das Lustige Taschenbuch ist seit Jahren das erfolgreichste Comic-Kioskprodukt, vielleicht auch, weil es nicht remittiert werden kann. Die vielfältigen Ausgaben erlauben, jedes einzelnen Segment auch mit Disney-Comics, meist aus Italien, abzudecken und jahreszeitliche Geschenkanlässe mitzunehmen. Selbst äußerst teure und limitierte Sammelausgaben erscheinen von Zeit zu Zeit.

Mit der Zeit gehen!

Natürlich ist selbst der Kolumbusfalter noch lesenswert, mein absoluter Favorit ist aber noch immer die Nummer 41, die ursprünglich unter dem Namen Donald mal ganz anders den später immer mehr modernisierten (Ur-)Phantomias auf den deutschen Markt brachte. Damit war Donald der erste der Disney-Superheld*innen, der eine oder die andere mag sich auch noch an Super-Goof erinnern. Aktuell (und auch in diesem Band!) machen sich langsam die Auswirkungen der Marvel-Übernahme von vor einigen Jahren bemerkbar.

In der 600 übernimmt Minni die Hauptrolle: What if …? Minni became Captain Marvel! In einem sehr US-artigen Layout übernimmt die sonst eher auf eine Sidekick-Rolle abonnierte Maus die Aufgabe, die Welt zu retten!

Dazu kommen scheinbar geläuterte Panzerknacker, Science-Fiction orientierte Geschichten über ein schwarzes Loch in Entenhausen und eine Insel, auf der scheinbar alle fröhlich sind, typische Glanzleistungen des immer wohlmeinenden, aber fürchterlich scheiternden Donald und eine paar gute Laune Elemente.

Immer noch ein Star

Während manche erfolgversprechenden Konzepte sich bereits nach wenigen Ausgaben totgelaufen haben, sind die Lustigen Taschenbücher auch nach 600 Ausgaben noch frisch. Es gibt genügend unterschiedliche Topics, die immer neu kombiniert werden können, die Charaktere gehören zu den bekanntesten Figuren der Kulturgeschichte und überbrücken immer wieder den Konflikt zwischen Alt und Jung. Ganz zeitgemäß gibt es auch einen eigenen Web-Auftritt, unter anderem mit Leseproben!

Leseproben LTB 600
(c) Disney Enterprises, Inc. 2025 ©2025 Egmont Ehapa Media/Disney

Insofern gratuliert comix-online dem Lustigen Taschenbuch sehr herzlich zum Jubiläum und wünscht weiterhin viel Erfolg und Innovationskraft.

Dazu passen The Slade mit „All Crazee Now“ und ein weiterer Dauerbrenner: Ein Glas Valensina, pur, auf Eis, oder mit blauem, rotem oder sonstigem Schuss.

© der Abbildungen Disney Enterprises, Inc. 2025, ©2025 Egmont Ehapa Media/Disney

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